Der in Niederhäslich bei Dresden geborene Gustav Schaffer ließ sich an der Kunstgewerbeschule Dresden zum Musterzeichner ausbilden und war auf dem Gebiet der Malerei ab 1905 in Chemnitz freischaffend tätig. Er war 1907 eines der Gründungsmitglieder der Künstlergruppe Chemnitz und ab 1908 ebenfalls Mitglied im Verein der hiesigen Kunsthütte. Vor und während des 1. Weltkrieges beschäftigte er sich in seiner Kunst intensiv mit dem Leben Christi. Bei einem mehrmonatigen Gastaufenthalt in der Villa Romana in Florenz 1914 kam er mit der italienischen Renaissance sowie dem Manierismus in Berührung, die ihn nachhaltig beeinflussten. Das Bild zeigt eine bewegte Gruppe von 12 männlichen Figuren bei der Grablegung Christi. Dabei ist der Moment nach der Kreuzabnahme sowie vor der unmittelbaren Grablegung dargestellt. Schaffer hält sich grundlegend an die klassische Ikonographie. Christus wird im Bildzentrum von drei Personen in einem Leinentuch getragen: an den Schultern von Josef von Arimathäa, an den Beinen von Nikodemus und links von seinem Jünger Johannes. Die anderen Figuren können als weitere Jünger gesehen werden. In den schemenhaften Gesichtern der Personen zeichnet sich die schmerzvolle Erfahrung ab. Im Hintergrund ist der Kreuzigungshügel mit Gebirgskette über dunklem Himmel angedeutet. Das Besondere an dem traditionellen Bildtypus ist Schaffers strenge Linienführung in Verbindung mit den klar gesetzten Farbflächen der Mäntel der Figuren. Er orientierte sich bei seiner Malweise am Expressionismus. (FS)
